Warum ein Schritt zurück, manches voran bringt.

Der Juni ist vorüber und schon hat sich wieder so vieles verändert. Letzten Monat habe ich noch voller Euphorie den Geburtstag meines Manuskriptes gefeiert. Und jetzt habe ich mich dazu entschlossen, meine dazugehörige Lesegruppe vorzeitig zu schließen.

Wieso dieser plötzliche Rückschritt?

Zu Beginn meiner Leserunde war ich voller Euphorie. Ich war neugierig und erhoffte mir konstruktives Feedback, das mich und mein Buch voranbringen würde. Jeder Schreiberling kommt früher oder später an den Punkt, an dem er eine Rückmeldung braucht. Es reichte mir einfach nicht mehr, allein auf die Buchstaben im Bildschirm zu starren, sondern ich brauchte Unterstützung von außen.

Gesagt getan. Facebook geöffnet, Anzeige aufgegeben und Lesegruppe gegründet. Zehn Leserinnen erklärten sich bereit, mein unreifes Werk zu lesen. Das ging alles ganz schnell und super einfach. Doch dann wurde es kompliziert, denn der Druck stieg automatisch an. Zum einen durch die Leser, die ein gutes Buch und möglichst zügigen Lesenachfluss erwarteten und zum anderen mein eigener Druck. Der um einiges höher war, als der von außen.

Ich wollte meine Lesegruppe nicht enttäuschen und schrieb und schrieb. Aber ich hatte gar nicht die Zeit, um so viel zu schreiben, und nebenbei liefen ja noch einige andere Projekte und der übliche Alltagswahnsinn. Zumal die Rückantworten eingearbeitet werden wollten, damit die Leser sehen, okay, die interessiert unser Feedback auch wirklich.

Irgendwann kam der Punkt, an dem sich die Meldungen stapelten und ich keine Möglichkeit fand, all das abzuarbeiten. Viele Hinweise spiegelten teils meine eigene Meinung über mein Manuskript wieder. Ich wurde unzufrieden und frustriert darüber, nicht so schnell und umfassend ändern zu können, wie ich das gerne wollte. In der Zeit schlief meine Kreativität ein. Meine Lust an dem Werk weiterzuschreiben, alles war nicht mehr so, wie ich es gerne wollte. Eine Weile sah ich dabei zu und dann kam eine E-Mail in der folgendes Stand:

„[…] aber wenn man eine gute Idee für eine Geschichte hat, dann sollte man auch das Beste aus ihr herausholen.“

Das war der Knackpunkt, an dem ich mir sagte, es kann so nicht weitergehen. Ich liebe meine Geschichte und ich will nicht, dass sie mich frustriert oder das ich unzufrieden mit ihr bin. Und mir wurde klar, dass ich diesen Punkt überwinden muss und das ich das nur alleine konnte. Pläne und Vorstellungen stapelten sich plötzlich in meinem Kopf. Die Euphorie kehrte zurück und ich wusste, der einzig richtige Weg war, die Lesegruppe zu schließen und nochmal von vorn anzufangen. Ja, richtig gehört. Ich bin in die Plotphase zurückgekehrt. Und wisst ihr was?

Es macht riesen Spaß!!

In der Zeit mit meinen Lesern habe ich so unglaublich viel gelernt, über mich, mein Buch und alles drumherum. Ich sehe jetzt viele Dinge anders. Möchte mir mehr Zeit nehmen und mit mehr Plan an die Sache herantreten. Ich werde das Beste aus meiner Geschichte herausholen und wenn das noch ein Jahr dauert, dann ist das eben so. Diese Entscheidung hat mein Herz erleichtert, mir den Druck genommen und neue Möglichkeiten offenbart. Es hat mich einen Schritt zurück und mindestens zwei Schritte vorangebracht. Und damit bin ich überaus zufrieden.

Hattet ihr denn auch schon mal so einen Moment? In dem ein Rückschritt, eher ein Fortschritt war?

Wir sehen und lesen uns.

Eure Ella <3


11 Gedanken zu “Warum ein Schritt zurück, manches voran bringt.

  1. Ja hatte ich. Alle bemängelten so viel, dass ich am liebsten aufhören wollte. Ich ließ es ein Jahr lang liegen und fing dann letzten Herbst an es komplett zu überarbeiten und dann auch richtig durch zu starten mit Lektor und allem drum und dran.

    Gefällt 1 Person

      1. Ja, vielleicht ist mein Buch immer noch nicht gut. Aber das ist mir egal. Ich liebe die Geschichte und wenn alle sie doof finden am Ende, schreibe ich eben nur für mich weiter, wenn es sein muss.

        Gefällt 1 Person

      2. Letztendlich haben wir doch alle mit Schreiben angefangen, weil wir für uns selbst etwas festhalten wollten, oder? Und wenn das anderen nicht gefällt, ist das auch in Ordnung. Mir gefällt schließlich auch nicht alles. ;-)

        Gefällt 1 Person

      3. Nun ich habe deswegen geschrieben, weil mein Kopf voll mit Geschichten ist und ich gerne andere Menschen damit inspirieren möchte.

        Gefällt 1 Person

  2. Liebes,
    wenn ich eins nicht wollte, war es dich unter Druck zu setzen. Klar, konnte ich es kaum erwarten, neue Kapitel zu lesen. Aber einfach weil mich deine Story so mit genommen hat. Es tut mir aufrichtig Leid, dass es so gekommen ist. Aber ich freue mich zu lesen, dass du wieder Freude an deiner Geschichte hast. Von mir aus darfst du auch noch zwei Jahre, weiter schreiben. Solange du mir nach der Veröffentlichung Bescheid gibst. Denn ich werde es sofort kaufen und weiter verbreiten.
    💖

    Gefällt 1 Person

    1. Ach Dankeschön, wie lieb von dir! 😍 Nein, das brauch dir nicht Leid tun, der Druck kam ja hauptsächlich von mir selbst. Und ich denke, dass mir diese Entscheidung wirklich weiterhilft. 😊

      Like

  3. Ich finde es stark von dir, immer wieder dich der Kritik anzunehmen, auf den Hosenboden zu setzen und weiter am Plot und der Geschichte überhaupt zu arbeiten. Manche wären da sicher schon drüber verzweifelt. Aber das zeigt eigentlich, wie viel dir an der Geschichte liegt :)

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..